Finde es immer witzig, wenn die Leute Selbstständige und Unternehmer gleichsetzen. So als unterscheidet allein der Kontostand die Friseurin um die Ecke vom international agierenden Industriellen.Viele Selbstständige sehen sich selbst als Unternehmer, aber ihre Interessen und Sorgen sind grundverschieden. Und darüber diskutiere ich mit vielen Leuten und die laufen meist so ab …
„Hört mal, ich mache mich selbstständig.“, meint ein Bekannter bei einer nächtlichen Runde Bier am Dorffest.
„Gratuliere!“, erschallt es schulterklopfend aus der Runde entgegen „Und was machst du?“
„Werbung – Fokus auf Homepages.“, antwortet der frischgebackene Selbstständige knapp.
„Als Selbstständiger arbeitest du vor allem selbst und ständig.“, kommentiere ich und ernte mit meinem Kalenderspruch viel zustimmendes Nicken und biergetränkte Lacher.
„Ein Arbeiter weniger und ein Unternehmer mehr – als Sozi muss dich das doch wurmen.“, zieht mich ein Liberaler freundschaftlich auf. Habe mich schon gefragt, wann das kommt.
„Ein Student weniger und ein Selbstständiger mehr - Unternehmer ist er ja keiner.“, entgegne ich lapidar. Fragende Blicke.
„Selbstständige sind Unternehmer.“
„Nur auf dem Papier. In der Praxis gibt’s einen gewaltigen Unterschied: Selbstständige arbeiten und Unternehmer lassen arbeiten.“
Selbst mit Personal müssen Selbstständige im operativen Geschäft mitarbeiten. Unternehmer können sich auf die Geschäftsführung zurückziehen oder stellen Geschäftsführer ein.
„Mag sein, aber die Interessen sind die gleichen.“, wirft der Liberale ein.
„Selbstständige haben ganz andere Sorgen als Unternehmer.“
„Überrasche mich!“, meint der Liberale armeverschränkend.
„Wie Arbeiter und Angestellte sorgen sich Selbstständige um ein Einkommen zum Auskommen. Und das Einkommen wirkt sich auf Krankengeld und Pensionen aus. Kündigen kann man Selbstständige zwar
nicht, aber sie können Kunden verlieren bis es zu wenige sind.“
„Und Personalsorgen? Das sind die gleichen wie bei Unternehmern!“, protestiert der Liberale.
„Wenn Selbstständige so viel zu tun haben und zusätzliches Personal benötigen, dann kommt diese Sorge dazu. Trotzdem müssen Selbstständige im operativen Geschäft weiterarbeiten.“
„Wenn sie genug Personal haben, dann brauchen sie das nicht mehr tun.“
„Die allerwenigsten Selbstständigen schaffen es so weit, aber ja - dann sind sie Unternehmer.“, räume ich ein.
„Aus Selbstständigen werden also Unternehmer.“, meint der Liberale triumphierend.
„Schön, dass du nun Selbstständige und Unternehmer unterscheidest.“, entgegne ich grinsend. Er runzelt die Stirn. Die Anderen lachen und klopfen ihm auf die Schulter: „Jetzt hat er dich.“
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