Wieso ist Wohnen in Tirol so teuer? Bodenknappheit!? Wohnungsnot!? Baukosten!? Diese und ähnliche Gründe erzählen die Profiteure oder deren Handlanger, um die Bevölkerung ruhig zu halten. Und ein Großteil der Bevölkerung glaubt diese Mythen und ächzt gleichzeitig unter der Belastung - doch wie ist es wirklich? ...
Mythos 1: Bodenknappheit
Von der 12.640 km² Gesamtfläche sind zwar nur 11,9% Dauersiedlungsraum, aber das entspricht dennoch 2.100 m² pro Person. Ein durchschnittlicher Haushalt ist aber
"nur" 100,2 m² groß und dort wohnen durchschnittlich 2,4 Personen. Klingt ziemlich abstrakt, aber es zeigt wie viel Boden noch übrig ist und dass Bodenknappheit ein Märchen ist.
Kein Märchen hingegen ist die künstliche Bodenknappheit und die läuft so ab: Ein Grundbesitzer mit landwirtschaftlichem Grund am Talboden wartet bis die gewerblichen oder privaten Bauträger genug für den Grund als Bauland zahlen und lässt es dann von seinen Freunden in der Gemeinderatsmehrheit umwidmen. So wird aus landwirtschaftlichem Grund im Wert von 10 €/m² -50 €/m² Bauland im Wert von 300 €/m² - 400 €/m² - und all das nur durch einen Verwaltungsakt bei dem einer auf Kosten aller anderen profitiert. Das nennt man Bodenspekulation und das lässt sich mit der Vertragsraumordnung unterbinden.
Was ist die Vertragsraumordnung? Die Gemeinde kann bei der Umwidmung einen Teil der Fläche zu einem günstigem Preis erhalten. In Südtirol erhalten die Gemeinden auf diese Weise 50% - 60% des Baulands zum Landwirtschaftspreis.
Mythos 2: Wohnungsnot
"Zu geringes Angebot" oder "zu große Nachfrage" werden gerne als Argumente für die hohen Mieten jenseits von 11,59 €/m² und die hohen Wohnungspreise jenseits von 3.000 €/m² in die Diskussion geworfen, doch stimmt das wirklich? Für die 720.000 Tirolerinnen und Tiroler gibt es 380.000 Wohneinheiten. Wenn also in jeder Wohnung zwei Personen leben, dann geht es sich locker aus. In Wirklichkeit leben in zwei Drittel der Wohnungen zwei Personen oder mehr. Wie kann es dann eine Wohnungsnot geben?
Ganz einfach: Es gibt keine! Die gewerblichen Wohnbauträger und Immo-Gesellschaften versuchen so viel Profit wie möglich herauszuholen und sie sitzen am längeren Hebel als die KäuferInnen und
MieterInnen. Immerhin können die einfachen Menschen nicht unter einer Brücke schlafen bis die Preise und Mieten sinken.
Was kann man dagegen tun? Indem man als Gemeinde nur mit gemeinnützigen Wohnbauträgern baut und die Wohnungen an die Gemeindebürger verkauft oder vermietet.
Mythos 3: Wohnen ist ein Markt
"Wohnungsmarkt" und "Immobilienmarkt" sind bekannte Begriffe und die erwecken den Anschein der Preis entsteht wie bei allen anderen Produkten. Ein Grundstück, ein Haus oder eine Wohnung wären
demnach das gleiche wie ein Gummibärchen. Doch ist Wohnen wirklich ein Markt? Zum Beispiel kann man auf ein Gummibärchen verzichten, aber nicht auf eine Wohnung. Oder sollen die Menschen etwa
unter der Brücke schlafen bis die Mieten und Preise sinken? Wohl kaum! Und Gummibärchen kann man durch zig andere Süßigkeiten, Knabberzeugs und Lebensmittel ersetzen. Wohnungen und Häuser kann
man nicht ersetzen. Oder sollen die Menschen in Pappkartons und Wellblechhütten hausen? Wohl kaum! So kann man auch billigere Gummibärchen importieren, wenn die Gummibärchen im eigenen Land
teurer sind. Doch billige Grundstücke, Wohnungen und Häuser aus dem Burgenland lassen sich nicht nach Tirol importieren.
Sie sehen also: Wohnen ist kein Markt wie der Lebensmittelmarkt, Konsumgütermarkt, oder andere Märkte. Und das macht den sogenannten Wohnungs- oder Immobilienmarkt anfällig für Marktversagen
durch Profiteure und Spekulanten. Und dieses Marktversagen, die Wucherpreise und die Spekulationen lassen sich nur überwinden wenn die Gemeinden, Länder und der Bund eingreifen um das
Menschenrecht Wohnen durchzusetzen.
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